Wer kennt De Profundis und möchte es spielen?
Ich habe schon eine Runde laufen, habe aber definitiv nichts dagegen noch eine oder zwei zu eröffnen.
Vorteil: Man muss nicht aus dem Haus zum spielen.
Nachteil: Man muss Briefe schreiben. Mit der Hand. Und Füller und Papier. Also quasi analoge e-Mails.

Sollte Interesse bestehen, oder werden Details gewünscht, würde ich mich über Rückmeldungen freuen.

Ich bin kein großer Schreiberling, jedoch würde mich der Spielmechanismus interessieren.
Hab mal dazu ein wenig gegoogled und es wird als System beschreiben, das "Frankenstein" oder "Drakula" zum Vorbild hat.
Diese Bücher hab ich (sogar) gelesen und kann es mir nicht wirklich vorstellen, wie man soetwas umsetzen sollte, da doch von Brief zu Brief recht komplexe und lange Plotteile geschreiben werden. Auch müssten ja vor Beginn Charaktere erstellt, verknüpft und abgestimmt werden. Gemeinsame Unternehmungen stellen auch ein Hinderniss dar, wenn man sich doch nur schreibt.
Insofern würde ich mich über ein paar extra-Infos freuen.

Dieser Post kann gelöscht werden.

So, jetzt sollte ich mal genug Zeit haben.

Ich habe De Profundis bisher immer als cthuloides Spiel angesehen und bin daher nie auf die Idee gekommen einen Rahmen wie Drakula o.ä. darum zu spannen, daher kann ich nur meine Erfahrungen - eben in einem cthuloiden Universum - zum Besten geben.

Fangen wir mit dem offensichtlichsten an. Es ist ein Briefspiel. Man setzt sich hin und schreibt Briefe, die man dann auch verschickt. Hintergrund dazu ist, dass die Charaktere schon eine gewisse Entfernung auseinander wohnen und man eine Epoche wählt, die vor unserer ist. In meiner Hauptrunde ist das "heute - 90 Jahre", wenn ich also einen Brief am 11.04.2013 schreibe, datiere ich ihn auf den 11. April im Jahre 1923. Das heißt, dass die Charaktere selten - eigentlich garnicht - aufeinandertreffen und sich alles nur in den entsprechenden Köpfen abspielt. Es wird auch nicht pro Woche ein Brief geschrieben, ich habe mittlerweile rausgefunden, dass 4-6 Wochen für ein Brief in Ordnung sind. Das gibt dem Charakter genug Zeit für Recherchen und etwas eigenes zu erleben.
Damit wären wir bei den Charakteren: Gebaut werden muss hier nichts. Wichtig sind einzig die Eckdaten, sprich: "Woher kennt man sich?", "Warum fragt man ihn um Hilfe" und, wenn man sich nicht kennt, "Wie komme ich an seine Adresse?". Da bei CoC und auch bei De Profundis die Charaktere im Grunde nur einfache Menschen sind, die auch arbeiten müssen, und keine Äxteschwingenden Barbaren oder hochvercyberte Sams, die in der Stammtaverne/-kneipe darauf warten, dass Lord Johnson kommt und einen Auftrag erteilt, ist das mit den gemeinsamen Unternehmungen auch schwer. Dazu noch die großen Entfernungen und es bleibt einem nur noch das Briefe schreiben.
Neben den o.g. Eckdaten sollte man sich natürlich Notizen über seinen Charakter machen: "Was kann ich?", "Wen kann ich notfalls um Hilfe bitten?" und, wenn man derjenige ist, der um Hilfe gebeten wird: "Wie kommt der ausgerechnetz auf mich?!".
Wenn man zu Schulzeiten oder zu Zeiten des Studiums oder sich im Graben im Krieg miteinander angefreundet hat, ist es einfacher den Kontakt zu halten, bis das Spiel an sich beginnt - wobei die Zeit nach Schule/Studium/Krieg nicht ausgespielt wird. Man geht einfach davon aus, dass man sich die letzten Jahre eh Briefe geschrieben hat, da es den einen an die Küste, den anderen in die Berge oder sogar nach Afrika in eine Goldmine verschlöagen hat. Dann tritt ein Ereignis ein, zu dem man Hilfe sucht, bzw. etwas ungewöhnliches. Und der Charakter ist genau der, den man um Rat fragen kann dazu. Wenn man zum Beispiel ein Hügelgrab öffnet und zwei verschiedene Arten von Schriftzeichen an den Wänden findet, wendet mans ich an einen, der sich mit Schriften auskennt. Damit ist der erste Brief - mit dem ersten Handout (Die händisch kopierten Schriftzeichen) - fertig. Der so angeschrieben "recherchiert" dann die nächste Zeit und schreibt dann zurück, egal ob er was rausgefunden hat oder nicht, oder ob er einfach nur mehr Zeit braucht. In der Zeit, die allerdings die Recherchen in Beschlag genommen haben, ist bei demjenigen, der das Hügelgrab geöffnet hat, etwas passiert, das evtl in Zusammenhang steht oider nicht, usw.

Wenn sich die Charaktere untereinander kennen sollten sie auch wissen, was sozusagen das "Spezialgebiet" des jeweils anderen ist.
Wenn sich die Charaktere nicht kennen, ist es hilfreich wenn zumindest einer mal irgendwo etwas veröffentlicht hat.
In meiner Hauptrunde beispielsweise hat mein Charakter in einer Amateurarchäologiezeitschrift einen Artikel veröffentlicht. Daraufhin ist ein alter Kamerad aus den Gräben um Verdun wieder auf mich aufmerksam geworden, der meinen Rat ersucht hat.
Zur Zeit befinden wir uns an einem Punkt, an dem ich im Keller meines neu gekauften Hauses - hinter einem zugemauerten Durchgang - in Starnberg eine Höhle mit einem Altar, Schriftzeichen und Kreidemarkierungen sowie scharf abgegrenzte Russspuren gefunden habe und mir von ihm das Tagebuch seines Bruder zugespielt wurde, bei dem mehrere Seiten rausgerissen waren und das kurz vor dem Tod seines Bruders - der in Afrika war - losgeschickt wurde.

Damit kommen wir zum Plot:
Jeder Charakter kann einen Plot haben - es wäre halt hilfreich, sich im Mythos etwas auszukennen - oder aber es wird ein Plot gemeinsam aufgebaut. Ersteres wären halt unterschiedliche Plots, die irgendwann vielleicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen (Bei meiner Runde schimmern mittlerweile leichte Anzeichen durch, dass das, was seinem Bruder in der Wüste passiert ist, auch in meinem Keller geschah). Man muss aber nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Wenn einer der Spieler in einem Brief zum Beispiel etwas schreibt von "bald werde ich das tor öffnen!" und dann antwortet er nicht mehr auf Briefe, sondern schickt einfach nach ein paar Monaten alle neuen Briefe ungeöffnet in einem Paket zurück mit der Aufschrift "Empfänger unbekannt verzogen" ist das zum beispiel auch das ende eines plots. Oder ein offiziell aussehendes Formular der Polizei, ob man denn - weil man doch die letzte Zeit intensiven Briefkontakt hatte - wisse was mit Herrn X sei, wohin er geflohen sei und ob er irgendwann mal etwas erwähnt hat, dass er seine Frau töten will.
Dann gibt es noch die Möglichkeit einen gemeinsamen Plot zu gestalten. Entweder in dem einer nur schreibt was passiert und er dadurch wahnsinnig wird ...
Oder dass, was ich vorhin schonmal kurz angerissen habe: Charakter A findet/erlebt/tut etwas, ersucht Hilfe bei B, der wiederum weiß zwar etwas Rat, schreibt das auch A, aber schreibt gleichzeitig auch C an, weil der zufällig dasselbe Interesse hat, usw.

So, ich hoffe das reicht für weitergehende Infos. Wenn nicht, kann ich mich am Wochenende nochmal dran setzen und auf Fragen eingehen. Aber jetzt im Moment ist mir Kaffee und Essen kochen vor der Schicht wichtiger als diese Wall of Text weiter zu führen.

Wer Tippfehler findet darf sie behalten und ich bitte für evtl. schwammige oder unsaubere Formulierungen um Entschuldigung.

/endwalloftext

3 kurze Frage hätte ich da:

Werden die Briefe mit der Post verschickt oder geht das per E-Mail?

Sind die Briefe dann auf alt getrimmt bzw. verziert usw oder ist das einfach nur eine weiße DIN A4 Seite auf der per Hand was aufgeschrieben wurde?

Es macht den Eindruck als ob die einzelnen Spieler viel Zeit dafür aufbringen Material zu erstellen... Ist dieser kreative Touch ein wesentlicher Bestandteil des Spiels?

Ich so wie es mir scheint:
fällt e-mailn aufgrund der Zeit weg und da man mit der Hand mehr emotionen rüberbringen kann.
auf alt getrimmt müssten die Briefe nicht sein da er ja dann auch vor 100 Jahren ankommt.
verziert is schön aber kein muss (wie im echten Lebn halt).
Material / Plot erstellen stellt glaub ich einen wesendlichen Bestandteil dar.
oder irre ich mich da?

Ke-tam hat es im Wesentlichen schon richtig beantwortet.
Der Brief an den Charakter wird per Hand auf Papier geschrieben. Es muss kein verziertes oder sonst irgendwie sein, aber so etwas macht halt ein wenig mehr her. Ankommen tut auch ein Brief auf A4 Druckerpapier. Schöner wäre natürlich echtes Büttenpapier, aber das ist definitiv zu teuer. Als guter Kompromiss eignet sich zum Beispiel so marmoriertes Briefpapier. Kostet nicht allzuviel (Ich glaube 100 Blatt für 3 Euro) und sieht besser als aus reinweiß. Ebenso mit dem Schriftbild: Klar wäre Sütterlin besser geeignet und stilvoller, aber es tut auch die normale Handschrift.
Anschließend kommt der Brief an den Charakter in einen Briefumschlag, auf dem die Adresse des Charakters steht. Dieser Umschlag kommt dann in einen, auf dem die Adresse des Spielers steht.
Per E-Mail würde es natürlich auch gehen, wäre aber - in meinen Augen - witzlos und ohne Flair. Eine ausgedruckte Mail ist natürlich nicht so schön wie ein geschriebener Brief. Insbesondere nicht, wenn man 1920 oder früher spielt. ^^
Da komme ich dann auch zu einem weiteren Punkt: Das Regelwerk - bestehend aus Briefen des Verfassers an den Übersetzer - sagt, dass man seine Briefe, die man verschickt, kopieren sollte. Da es mitunter einige Zeit dauern kann bis eine Antwort kommt, um dann in der Kopie nachzulesen, was man dem anderen geschrieben hat und wieder in den Plot zu kommen. So hat man dann in einem Ordner immer ein Original (das des Mitspielers) und eine Kopie (der eigene Brief) im Wechsel.

Handouts sind ein wesentlicher Bestandteil - schließlich ist im Grunde genommen jeder Brief ein Handout - allerdings sollte man nicht übertreiben. Jeden Zweiten Brief als Päckchen verschicken mit "noch einer total komischen Statue, die ich gefunden habe" ist irgendwann einfach ... nervig. Subtilere Handouts sind da der Renner. Zeichnungen von den Ritualkreisen am Boden. Ein bearbeitetes Bild, als Foto ausgedruckt, auf dem man Augen im Kamin erkennt, die einen anstarren. Große Handouts wie o.g. Statue als Beispiel kann man dann selten einstreuen und stellen im Allgemeinen auch hier etwas Besonderes dar.

Es klingt auf alle Fälle interessant aber ich kann es mir leider nicht vorstellen wie das funktionieren soll. Da es keinen Meister gibt, liegt es an mir als Spieler mir irgendwas auszudenken... und andere Spieler quasi zu beschäftigen.... so wie hier zb mit einem Quiz im Forum... und dann kommt "irgendwas" zurück worauf ich dann wieder reagiere... keine Ahnung... also entweder ist das ziemlich aufwendig damit das wirklich was taugt, oder es läuft total chaotisch ab...

Ja, es ist im Grunde genommen aufwändig, weil man sich erstens Gedanken machen muss um den Plot an sich - und damit meine ich nicht: "Okay, das was Du mir geschickt hast ist ein Zauberspruch, mit dem man etwas großes, Böses beschwört, aber ich würde es lassen die Beschwörung durchzuführen, weil man da garantiert den Tod findet." sondern eher im Sinne von: "Hmm, irgendwie kommt mir da etwas bekannt vor, das habe ich schonmal gesehen, aber ich weiß nicht mehr wo, ich kümmere mich darum." (Was dann dazu führt, dass sich quasi ein zweiter Plot entwickelt.) - und zweitens muss man sich so organisieren, dass man die Ergebnisse der Recherchen für den Mitspieler gestaltet, also aufschreibt, bastelt und verschickt. Ist möglicherweise recht zeitintensiv.
Und wie schon gesagt, Mythoswissen wäre von Vorteil, also sollten schonmal ein, zwei Geschichten von Lovecraft gelesen worden sein, um zu wissen, wie die Geschichten funktionieren.

Hier und hier sind noch Tipps angegeben, wie man solch ein Spiel gestalten kann.
Und wenn es gewünscht ist, kann ich auch gerne mal versuchen, ein paar Briefe aus meiner Runde zu fotografieren - in Ermangelung eines Scanners - und hier als Beispiele online zu stellen.